Absorbierende Faktoren im Horoskop

Gelebt werden oder leben und leben lassen!

22.Mai 13 143

Manche Menschen strahlen Ihr Horoskop unübersehbar aus, man stolpert förmlich über die Energien und ihre Schilderungen hören sich an wie aus dem Schulbuch. Man kann ein Horoskop, aktiv selbst mit Leben erfüllen oder passiv erleiden. Persönlichkeitsanteile können so massiv verdrängt werden das sie völlig in Vergessenheit geraten. Dafür gibt es verschiedene, begünstigende Faktoren.

Ein Grund dafür ist unsere gesellschaftliche Ausrichtung. Abhängig von Kultur und sozialer Stellung sind bestimmte Verhaltensweisen mehr oder weniger erwünscht. Manche Qualitäten, wie z.B. Steinbock – Fleiß, Ausdauer, Ehrgeiz, Selbstüberwindung, Erfolg sind höchst willkommen. Andere Themen, wie z.B.  Neptun – Fische Energie, die für Spiritualität, Kreativität, Phantasie oder Altruismus steht werden bestenfalls milde belächelt und führen im Alltag eine Randexistenz. Eine der wenigen ‚erlaubten‘ neptunischen Ausdrucksformen in unserer Gesellschaft ist Hollywoods Traumfabrik. Diese kann das eigene Erleben jedoch nicht ersetzen. 

Manche Energien werden auch geschlechtsspezifisch unterdrückt bzw. gefördert. Bei einem Buben wird Widder betontes Verhalten wie Mut, Abenteuerlust, körperliche Kraft oder Durchsetzungsvermögen eher gefördert als bei einem Mädchen. Werden Menschen ihrer ureigensten Ausdrucksweise und Identität beraubt funktionieren sie dann freudlos wie kleine Roboter.

Erwünschte und unerwünschte Konstellationen

Hat man nun Planeten oder Konstellationen die ‚erwünscht’ sind und gleichzeitig schwieriger besetzte Themen so kommt es häufig vor das die ‚guten Eigenschaften‘ im Übermaß gelebt werden und andere, ebenso wichtige Persönlichkeitsanteile völlig verdrängt und vergessen werden. Ein jedes Prinzip hat allerdings zwei Seiten und so können sich  die eingeladenen Steinbockenergien, wenn man sie überstrapaziert  von ihrer unangenehmsten Seite zeigen: Härte, Gefühlskälte, Freudlosigkeit, Gewinnmaximierung, Strenge, Kleinlichkeit.

Ein weiteres, ähnliches Phänomen findet sich beim Ausweichen ins Oppositionszeichen. Jemand mit Neptun/ Fische /12. Haus Betonung verhält sich besonders jungfrauisch und versucht mit aller Kraft das Chaos zurückzuhalten, analysiert alles und klammert sich an die Kräfte des Verstandes.

Dem 8. Haus/ Pluto/ Skorpion steht Stier das Zeichen für Sicherheit, Verankerung und die greifbare Welt gegenüber. Statt sich dem ausloten großer Gefühlstiefe hinzugeben oder sich verbindlich einzulassen ziehen  sich manche lieber auf Stierqualitäten zurück und suchen nach Sicherheit in der materiellen Welt. Sie sind stolz darauf den Alltag pragmatisch zu bewältigen, einen anständigen Job zu haben, schließen Versicherungen ab und kaufen ein Haus ohne sich damit je wirklich lebendig zu fühlen. Das Leben scheint dann aus arbeiten, essen und schlafen zu bestehen.

Widderbetonte Mädchen, die frühzeitig eingebremst wurden richten die Energie gegen sich selbst, indem sie sich besonders bemühen das ‚Eva – Ideal‘ zu erfüllen. Sie machen Sport bis zur Magersucht. Frauen stellen ihre eigenen Ambitionen zugunsten ihres Partners zurück, nur um dann wiederholt an „den Falschen“ zu geraten.  Die Beispielliste ließen sich endlos fortführen…

Persönlichkeitsanteile lassen sich nicht fortschicken!

Sie äußern sich dann auf Umwegen, in Form unerwünschter Ereignisse oder Personen die den Archetyp, dann leider oft unangenehm verzerrt, verkörpern. Während man sich müht ein fremdes Schema zu erfüllen erzeugt man unbewusst eine Art Sog, der die Umwelt einerseits dazu drängt sich ebenso zu verhalten, andererseits beschwört man damit genau das herauf was man eigentlich vermeiden möchte.

Die Psychologie kennt das Stockholmsyndrom, bei dem die Opfer die Ansichten der Täter übernehmen und sich mit ihnen solidarisieren, um sich zu schützen. Der selbe Mechanismus greift auch in weniger dramatischen Situationen. So kann es vorkommen das man selbst zum „Täter“, zum Ausführenden einer Thematik wird, die man ursprünglich selbst erlitten hat oder eine Situation erzeugt die man keinesfalls beabsichtigt,  indem unreflektiert  fortgeführt wird, was man selbst erdulden musste. ( Siehe Wie Überzeugungen entstehen )

Schönheitsideal

MM SWWir alle tragen unbemerkt solche Introjekte in uns, ohne je darüber nachzudenken, bis das Leben uns dazu zwingt. Ein prägnantes Beispiel für ein kollektives Introjekt ist unser Schönheitsideal. Niemand weiß woher es kommt, nur selten wird es hinterfragt. Unausgesprochen ist es überall vorhanden und viele Menschen bemühen sich redlich, es ungeachtet ihrer eigenen Natur, zu erfüllen. Absurdeste Dinge werden veranstaltet um ihm zu entsprechen. Nicht wenige sind unglücklich weil es ihnen nicht gelingt. Ungeachtet des eigenen Körperbaus, der Lebensumstände oder Bedürfnisse wünscht man sich, auszusehen wie Ken und Barbie. Auf Hochglanz gephotoshopped und ewig jugendlich.

Dabei gilt es zu bedenken das, dass jeweilige Schönheitsideal von Zeit und Raum abhängt. Marylin Monroe, die Weiblichkeitsikone einer ganzen Generation hatte Kleidergröße 42. Das gilt heute als Übergewicht! In Asien kaufen sich die Frauen Bleichcreme weil blasser Teint als schön gilt, wir legen uns ins Solarium um braun zu werden. Letztlich stellt das jeweilige Schönheitsideal immer das dar, was aktuell am schwersten zu erreichen ist. Als die Menschen Hunger litten und den ganzen Tag auf Feldern schufteten, war blass und üppig gefragt. Heute verbringen wir die meiste Zeit sitzend in geschlossenen Räumen und siehe da, braungebrannt und dünn wird idealisiert.

Gegen die eigene Natur zu  leben führt zum Scheitern

Verschwundene, ‚absorbierten‘ Energien erzeugen ständig Ärger, sie möchten ja gesehen und gelebt werden.  Persönlichkeitsanteile die Rollen ausfüllen sollen für die sie nicht gedacht sind fühlen sich frustriert und überfordert. Verdrängte, verteufelte  oder ‚verbogene‘ Energien, ergeben dann manchmal lange Serien aus unglücklichen Umständen, negativen Beziehungen, Verlust und Sorgen.

Das ist eine Kuh die Mühsam erlernt hat auf Bäume zu klettern!
Das ist eine Kuh die mühsam erlernt hat auf Bäume zu klettern!
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Bringt man eine Kuh dazu auf Bäume zu klettern, zwingt den Löwen im Wasser zu leben, sperrt einen Vogel unter die Erde und legt einen Fisch aufs trockene Land, dann darf man sicher sein das sie allesamt scheitern und unglücklich werden.

Man kann sich ein Horoskop vorstellen wie eine Firma und die Planeten mit ihren persönlichen Talenten sind die Mitarbeiter. Arbeiten alle Beteiligten gut zusammen und sind sie in der Abteilung eingesetzt die Ihren Fähigkeiten entspricht, läuft das Unternehmen gut und zwar zum Nutzen aller, einschließlich der Kunden. Zwingt man hingegen den kreativen Kopf die Buchhaltung zu übernehmen oder sperrt den ungeliebten Chef in den Keller und lässt stattdessen den Hausmeister die Führung übernehmen weil er immer so höflich grüßt, dann wird es für jeden zur Quälerei und der Erfolg ist gering.

Hinter, auf den ersten Blick, ungewollten, schmerzhaften Ereignissen ist oft das ‚Wahre Selbst‘ verborgen. Kein Archetyp ist unnötig, überflüssig oder gar schlecht. Ein jedes Urprinzip ist voller Weisheit und Notwendigkeit. Gelingt es der Psyche einen Seelenanteil zu integrieren muss er sich nicht mehr durch andere Personen oder unerwünschte Ereignisse auf sich aufmerksam machen. Zudem ‚erlöst‘ man seine Mitmenschen von Schuld und Schuldzuweisungen. Viele Male habe ich mit großer Ehrfurcht mitangesehen wie sich Türen öffnen wenn Menschen anfangen das zu Leben, wofür sie geboren sind!

Hier zwei ausführliche Beispiele für „absorbierende“ Faktoren im Horoskop.  

Absorbierend in dem Sinne das sie das Unterdrücken und Verschwinden von Energien, in unserem Kulturkreis,  begünstigen.

Das zwölfte Haus

Das 12. Haus ist ja schon per Definition unbewusst – da es für das Unbewusste, das ‚nicht Greifbare‘ steht. Persönliche Planeten im 12. Haus sind eine nicht einfach zu lebende Qualität die viele erst im Verlauf Ihres Lebens bewusst kennen lernen und zulassen können. Natürlich gilt es hier, wie bei allen Deutungen,  immer das ganze Horoskop im Auge zu behalten und die persönlichen Lebensumstände miteinzubeziehen. Hat man vielleicht das Glück, in einer spirituell orientierten Familie aufzuwachsen, wird Talent für mediale Wahrnehmung frühzeitig erkannt und gefördert.

Krankheit, Einsamkeit, Süchte, Wahnsinn, Chaos – aber auch wahrhaftige Spiritualität, Heilen und Helfen, Kreativität, Musik,  das Unterbewusstsein, tiefes gelebtes Vertrauen und bewusste Selbstlosigkeit, sowie alles rund um das Thema Wasser und Seefahrt sind diesem Bereich zu geordnet.

Das 12. Haus ist der Ort an dem sich alle festen Gegebenheiten auflösen und die Unendlichkeit beginnt. Das kreative Urchaos aus dem alles Leben entspringt. Alle Möglichkeiten sind hier vorhanden bis zu der Sekunde in der ausgewählt wird was jetzt zur Verwirklichung ansteht. Wie das ungeborene Leben, das im Mutterschoß heranwächst und noch keine eigene Identität hat und doch beschützt und versorgt ist. Erst mit dem Eintritt ins Leben, in der Astrologie symbolisiert durch den AC, erfahren wir uns als eigenständige Wesen.

Meer - Übergang in die Unendlichkeit
Meer – Übergang in die Unendlichkeit

In der Unendlichkeit des Meeres

Neptun ist der Gott des Meeres und um sich bildlich vorzustellen wie Planeten im 12. Haus verschluckt werden kann man sich das unendliche Meer vorstellen, in dass man eine Schatzkiste hinein wirft. Der Schatz ist immer noch da aber nicht mehr so ohne weiteres auffindbar. Man muss sich aufmachen, den Hinweisen zu folgen, um den Schatz wieder zu entdecken.

Menschen mit persönlichen Planeten im 12. Haus sind oft von diffusen Schuldgefühlen geplagt. Sie kennen ihre eigenen Bedürfnisse kaum oder tun sich außerordentlich schwer sie auszudrücken. Dabei sind sie oft sehr sensibel und empfänglich. „Du sollst keine eigenen Bedürfnisse haben“ war häufig eine zentrale Botschaft in ihrer Kindheit.  Oft versuchten sie ‚auf Zehenspitzen‘ durchs Leben zu laufen, um niemanden zu stören. Sie fühlen sich ungeborgen in ihren persönlichen Lebensumständen, in Wahrheit aber geht es um das verlorene Urvertrauen, um das ‚in sich selbst Geborgen sein‘.

Was kann man tun um das 12. Haus ( gilt gleichermaßen für Neptun Aspekte zu persönlichen Planeten) aktiv zu leben?

Neben der Seefahrt die eine der klassischen Entsprechungen ist, geht es um Vertrauen! Medialität! Heilen und Helfen! Kreativtät, Musik; Wasser

Kreativität, Kunst

Eine Möglichkeit das 12. Haus aktiv zu leben sind Kunst und Musik. Der Künstler schöpft aus der unendlich Vielfalt des Seins und bringt etwas, bisher nicht Greifbares, zum Ausdruck. Kunst erfühlt Stimmungen, verleiht dem Unausgesprochenen eine Stimme.

Hingabe

Im 12. Haus geht es um Hingabe, an eine Sache die unendlich größer ist als man selbst. Dies spiegelt sich auch in helfenden Berufen wieder. Bewusste Hingabe, Helfen und Retten sind Möglichkeiten das 12. Haus bewusst zu leben. Wer persönliche Planeten im 12. Haus hat wird nicht froh solange er nur etwas für sich selbst und seine eigenen Interessen tut. Dies meint nicht das Erfüllen fremder Erwartungen sondern die bewusste Wahl etwas zu geben! Helfende und heilende Berufe wie Arzt, Heiler oder Krankenschwester erfüllen dieses Prinzip ebenso wie ein Rettungsschwimmer oder ein erfolgreicher Geschäftsmann der Geld spendet.

Spiritualität

Gleichermaßen verhält es sich mit Medialität und Spiritualität. In dem Wissen das es noch viel mehr gibt, als dass was durch die Wissenschaft erforscht ist, als dass was man sehen und anfassen kann erlebt man im 12. Haus die Verbundenheit mit allem. Das macht mitfühlend und vertrauensvoll in eine größere Macht, die als das Göttliche beschrieben wird. Hört man auf gegen das befürchtete Chaos im 12. Haus zu kämpfen und lässt sich auf die Energien ein, erhält man Zugang zur unendlichen Liebe und Weisheit des Kosmos. Oft findet sich eine mediale Begabung. Im Vertrauen das, dass Leben einen trägt, dass alles sinnhaft und vollkommen ist und dem Wissen das alles miteinander verbunden ist, wird es überflüssig andere zu bekämpfen.

Rückzug

Mit Planeten im 12. Haus braucht man immer wieder Rückzug und Stille um bei sich selbst anzukommen. Dies lässt sich freiwillig einrichten indem man dieses Bedürfnis anerkennt und sich diese Zeit zugesteht. Rückzug lässt sich in der Meditation erleben, in einem Spaziergang, in einem Atelier oder Musikzimmer,  wo der Künstler völlig mit seinem Werk verschmilzt oder einfach nur indem man sich Zeit zum Trödeln, Faulenzen und Träumen einräumt. Wo dieses Bedürfnis andauernd zugunsten von Leistung unterdrückt wird äußert es sich z.B. in Form von Krankheit die einem zum Rückzug zwingt oder als Einsamkeit durch verlassen werden. Süchte ersetzen dann Sehnsüchte.

Das Leben ist nicht perfekt sondern vollkommen!

Im 12. Haus ist man auf der Suche nach dem Ideal. Dies ist in der irdischen Wirklichkeit leider unerreichbar. Es gibt keine Idealen Partner, Berufe, oder Lebensumstände. Es gilt liebevoll anzunehmen das Ideale als Leuchtturm dienen, nicht als Ziel auf dessen Erfüllung man beharrt. Das 12. Haus ist auch ein Ort der unendlichen Möglichkeiten. Die Aufgabe besteht darin sich dem Potential von Dingen zuzuwenden statt Schwächen zu bekämpfen oder ‚Fehler‘ zu korrigieren

Ein gelebtes 12. Haus schenkt Verbundenheit, Liebe und Weisheit. Hier finden sich unsere Träume und der Zugang zum Göttlichen, die Macht tiefen Mitgefühls und die Kunst geschehen zu lassen!

(Siehe Neptun Transite , Neptun im Zeichen Fische )

Das 8. Haus

Auch das 8. Haus ist ein schwierig zu lebender Faktor in unserem Kulturkreis. Ich nennen im Rahmen dieses Artikels nur einige Stichworte.

Macht und Ohnmacht, Tod und Leben, Schwarz und Weiß, Kontrolle und Kontrollverlust; Sexualität, das Verbotene, das Dunkle, der Keller; das Geheimnisvolle, kollektive Ängste, Transformation und Neugeburt, sich mit Haut und Haare einlassen, Verbindlichkeit, Wachstum durch Wandlung, tiefe Weisheit und Erkenntnis, intensive Erfahrungen und Emotionen.

Das 8. Haus ist gewissermaßen der Seelenkeller. Wie in einem richtigen Keller stapelt sich auch hier allerhand Gerümpel ebenso wie wunderbare Schätze. Manches davon lohnt hervorgeholt und renoviert zu werden anderes steht einfach nur herum, (manchmal schon seit Generationen!) verstaubt und beansprucht Platz. Wer also nie in den dunklen Keller hinunter geht kann weder das Schöne dort entdecken noch das Gerümpel loswerden. Menschen mit Skorpionbetonung, die diesen Themen panisch aus dem Weg gehen wirken oft merkwürdig mechanisch. Wie auch bei allen anderen Archetypen bahnt sich Pluto trotzdem seinen Weg!

Persönliche Planeten oder Aszendent in engem Aspekt zu Lillith

Lilith ist jener unbequeme, starke und unbeugsame Teil in uns der idealerweise einfach tut wozu er geboren und geschaffen ist. Das hat nichts mit Rücksichtslosigkeit zu tun! Dieser Persönlichkeitsanteil hilft uns dabei authentisch zu bleiben. Wenn um des lieben Friedens Willen zu viele Kompromisse geschlossen werden, zu viel geschluckt und verdrängt wird, tritt Lilith auf den Plan. Nicht immer wird ihr eingreifen als angenehm empfunden.

Wir alle leben in sozialen Gemeinschaften, haben Familie, Nachbarn, Kollegen, sind Mitglied eines Kulturkreis mit Regeln und sozialen Normen, die das Zusammenleben ordnen. Nicht alle davon sind gesetzlich verpflichtend, ebenso viele existieren unausgesprochen. Es gibt zutiefst berechtigte Regeln wie die, niemandem zu schaden! Andere mögen in der Vergangenheit ihre Berechtigung gehabt haben oder möglicherweise waren sie auch einfach nur Ausdruck der herrschenden Klasse.

Tabubruch

Wer sich gegen die Regeln der „Sippe“ stellt, egal wie sinnvoll oder sinnlos diese sind, muss damit rechnen ausgestoßen zu werden. Dort jedoch wo Lilith steht müssen wir unseren ureigensten Weg entdecken und gehen um lebendig und authentisch zu bleiben! Lilith gibt die Kraft unbefriedigende Situationen hinter sich zu lassen, Grenzen zu setzten, Tabus zu brechen und sich über Konventionen hinwegzusetzen.

Wird Lilith völlig verleugnet äußert sie sich sehr schmerzhaft. Ein Versuch der dressierten, gut erzogenen Psyche besteht darin die Qualität übereifrig auszudrücken, es besonders gut machen zu wollen und man  begibt sich damit in ein Muster aus Zwang und Gegenzwang. Verleugnet man diese Kraft vollständig übernehmen andere Personen die Härte von Lillith ohne dass man in den Genuss persönlicher Verwirklichung kommt.

Die große Muttergottheit

Historisch gesehen ist Lilith ‚die große Göttin‘ die vor der Errichtung des Patriarchats die umfassende Gottheit, die Allmutter war, die Leben schenkte und wieder nahm. Die ‚große Mutter‘ ist mit allen urweiblichen Themen verbunden. Alles Leben entspringt diesem Prinzip.

Wird jegliche Lebendigkeit zugunsten eines starren Moralkodexes unterdrückt geht die große Göttin nicht zimperlich vor. Wo der Wunsch es besonders gut zu machen alle Lebendigkeit erstickt, dort fegt sie mit dem Eisenbesen und reißt mit Gewalt lebensfeindliche Strukturen nieder. Siehe weiter unten genanntes Fallbeispiel.

Versuche Lilith aktiv zu leben stoßen anfangs selten auf Gegenliebe. Vielleicht muss man sogar einige Zeit in Kauf nehmen, sich unbeliebt zu machen und auf allgemeine Anerkennung verzichten. Dort wo Lilith steht muss man sich im Zweifelsfall unabhängig von äußeren Umständen, Erwartungen aber auch Zuwendungen, wie finanzielle Unterstützung oder gesellschaftliche Billigung machen.

Zyklische Erneuerung

Wer es schafft sich mutig treu zu bleiben der kann revolutionierende Neuerungen für alle ein einleiten. Gesellschaften neigen dazu mit der Zeit zu verkrusten. Die Frauenbewegung, mit der Lillith richtig populär wurde, oder die Abschaffung der Apartheit sind gesellschaftliche Beispiele dafür.

Steve Jobs, der Erfinder des I- Phones, wurde aus dem Unternehmen, das er selbst aufgebaut hatte heraus gemoppt, weil seine Ideen als zu absurd angesehen wurden. Er hat sich jedoch nicht beirren lassen, hat eine neue Firma gegründet und unverdrossen weitergeforscht. Später holte man ihn zu Apple zurück weil die Firma blutleer, langweilig und vor allem erfolglos war. Das Ergebnis davon tragen wir heute alle in der Tasche. Smartphones haben die Welt verändert!

Um sich in die eigenen Lilith Themen einzufühlen sieht man nach Haus, Aspekten und Zeichen. Wo muss ich meinen ganz eigenen Weg gehen. Nicht um der Rebellion willen wie Uranus es vielleicht täte, sondern aus dem inneren Wissen heraus in diesem Lebensbereich einfach nicht  den Konventionen entsprechen zu können ohne sich und andere Unglücklich zu machen.

Das Einheitsrichtig gibt es nicht!

Als normal wird angesehen was die Mehrheit tut!
Als normal wird angesehen was die Mehrheit tut!

Ein Problem besteht oft nicht in dem was man tut oder tun möchte, sondern in dem sozialen und historischem Kontext in dem man sich befindet. Gibt man in Deutschland sein Kind in eine Krippe gilt man als Rabenmutter, tut man in Frankreich genau das gleiche ist es völlig normal. Trägt eine Frau in Deutschland ein kurzes Kleid ist das chic,  in einem islamischen Land wäre sie eine Schlampe. Ein Fussballspieler darf im Fernseh öffentlich spucken und sich in’s Hemd schnäuzen – ein Politiker nicht!

3000 Jahre ohne Anleitung

Da stark gestellte Lilith – Themen im Horoskop in unserer Gesellschaft jahrhundertelang unterdrückt waren haben sich klassische Verdrängungsmechanismen etabliert.

Eine Bewältigungsstrategie ist es besonders gut machen zu wollen und damit genau das Gegenteil heraufzubeschwören.

Eine zweite Strategie ist dem jeweiligen Thema kategorisch aus dem Weg zu gehen.

Lernt man die Segnungen der Göttin zu schätzen gelingt es abseits von Konventionen einen eigenen Weg  zu entwickeln.

Beispiel Lillith konjunktion Sonne: passiv – der dominante Mann; der böse  Mann – überkompensiert – den richtigen Mann heiraten, alle eigenen Wünsche für den Mann/ Vater aufgeben,Vermeidend- kein Mann/ Partner; im männlichen Horoskop – passiv – Waschlappen – überkompensiert – Fordernd, selbstsüchtig und herrisch; Erlöste und bewusste Form: Ungeachtet der umgebenden sozialen Normen die eigenen Ziele, Ideen, und Bedürfnisse als wichtig, berechtigt und wertvoll einstufen und aktiv an deren Umsetzung arbeiten. Eigene Männerrolle neu definieren! Soziale Normen und Rollenvorgaben in Frage stellen und eine eigene Lebensform finden.
Horoskop Beispiel Mia

Mia

Mia hat eine jahrelang andauernde schreckliche Scheidung hinter sich. Die beiden Kinder wurden auf je ein Elternteil aufgeteilt. Gerade als sie mühsamst im neuen Leben Fuss gefasst hatet, ging das Drama in die nächste Runde und Ihr sollte erneut alles genommen werden. Das verbliebene Kind, das neue Zuhause, der Halbtagsjob der ihr wirklich Spaß machte. Auch das zweite Kind ist zum Exmann gezogen, nun verklagt er sie obwohl selbst recht wohlhabend, auf Unterhalt für beide Söhne.

Mia versteht die Welt nicht mehr. Sie hat doch alles Erdenkliche getan. Sie hat immer nur geschuftet und  versucht es jedem recht zu machen! Während ihrer Ehe hat sie ihre ganze Kraft in den Familienbetrieb investiert, hat alle eigen Wünsche zurück gestellt, das riesige Anwesen in Ordnung gehalten und nur das Beste für ihre Kinder gewollt. Nach der Trennung macht sie eine einjährige Fortbildung,  erträgt einen bösen Chef um die kleine ‚Familie‘ angemessen zu ernähren, und geht nebenbei putzen um ihrem Sohn etwas bieten zu können.

Ich kenne Mia seit vielen Jahren. Ihr Haus ist stets penibel aufgeräumt und so aufwendig und exakt dekoriert wie in einem Hochglanz-Magazin. Manchmal, während sie spricht hat sie einen strengen Zug um den Mund und genaue Vorstellungen wie die Dinge zu sein hätten. Sie merkt nicht wie ihre Stimme spitzig wird.

Herzensgut opfert sie sich für ihre Familie auf und übersieht dabei, wie alle Lebensfreude sie verlässt. Ihre perfektionistischen Vorstellungen machen sie kritisch gegen sich und andere. Dabei sie spürt nicht, das sie immer überforderter und frustrierter wird. Spürt nicht wie streng sie mit ihrem Sohn umgeht, den sie von Herzen liebt.

Als sie mich in der jetzigen Krise um ein Horoskop bittet, bin ich zunächst erstaunt. Das soll Mias Horoskop sein, habe ich die richtigen Daten verwendet? Auf den zweiten Blick wird klar dass ein ganzes Bündel an Persönlichkeitsanteilen einfach unterdrückt wurde. Als brave Tochter strenger Eltern hat sie getreulich erfüllt was ihr aufgetragen wurde.

Der Löwe AC mit Sonne im 12. Haus wurde absorbiert. Der Schütze Mars im 5. Haus, in Skorpion ließe eigentlich eine gehörige Portion Abenteuerlust, Reisefieber oder Spieltrieb  vermuten, das ist jedoch nicht mit ihren Vorstellungen von einem rechtschaffendem,  arbeitsamen, moralischen Menschen vereinbar. Mia hatte bisher kein größeres Interesse an Weltanschauungen, Religionen, Politik oder Spirituellen zusammenhängen. Der Schütze Mars äußert sich allenfalls in ‚kämpfen um ihr Recht‘. Trotz Merkurbetonung , liest sie nicht gerne. Ihr Interesse gehört ihrem direkten Umfeld;  Der Familie, ihrer Nachbarschaft. (3.Haus )

Die vielen Planeten am absteigenden Mondknoten erzählen vom ambivalenten Verhältniss dazu und währen im Grunde einen eigenen Artikel wert!

Als junge Frau hat sie einige erfüllende Fernreisen unternommen, sofort nach dem sie geheiratet hatte war  Schluss damit. Ihr Mann interessierte sich ausschließlich für die Firma, Mia schildert ihn als arbeitssüchtig, hart und gefühlskalt. So war zwar für materiellen Wohlstand und ein schönes, großes Haus (Stier Venus) gesorgt, Mia beschreibt es heute als golden Käfig.

Ihre Herkunftsfamilie unterstützt, sie nach wie vor stark. Mit der Familie in die sie eingeheiratet hatte war sie bald zutiefst verstritten. Sie war die erste Frau in einer langen Ahnenreihe die ein Tabu brach und aufbegehrte. Seit Generationen war der Familienbetrieb der einzige Lebenssinn, dem sich alles unterzuordnen hatte. Lillith Konjunktion Krebssonne.

Ihr Vater, der selbst im Rentenalter noch super aktiv und topfit ist,  ist gleichzeitig auch sehr dominant. Ihren ursprünglichen Wunsch Kinderkrankenschwester (Krebssonne im 12. Haus, Mond im Jungfrauenhaus, Mars Konjunktion Neptun im 5. Haus) hat er ihr  ausgeredet. Mias Ehe weist starke parallelen dazu auf. (Der starke, dominante oder böse Mann Lillith – Sonne). Das Kiron Quadrat zur Sonne lässt  erahnen wie schmerzhaft es ist die eigene Identität zu definieren oder mit welchen Ängsten bewusster Selbstausdruck einher geht.

Nur zwei Faktoren ihres Horoskops hat Mia bisher aktiv ausgeübt. Die Stier Venus, sie liebt ihren Garten und all die schönen Dekorationen die sie oft mit viel Liebe und Geduld selbst herstellt.

Die prägendste Konstellation in ihrem ganzen Leben ist der Steinbockmond im 6. Haus.

Wollte man das Firmenbeispiel von oben noch mal heranziehen, dann kann man sagen ihr inneres Kind wurde auf den Chefsessel gesetzt und war mit der Aufgabe natürlich völlig überfordert. Steinbock und Jungfrau sind pflichtbewusste ordnungsliebende Zeichen, dem Mond die ganze Existenz aufzubürden, muss jedoch scheitern. Ein Kind ( der Mond) kann nicht zwischen wichtiger oder unwichtiger Arbeit unterscheiden, ein Kind will es den Eltern (Autoritätsfiguren ) immer recht machen um geliebt zu werden und so bestand ihr Dasein nur noch aus Pflicht, Arbeit und peniblem Putzen.

Sie wurde immer unglücklicher und frustrierter, ohne einen Ausweg zu sehen.  Mia glaubt das Leben müsse durch harte Arbeit und verzicht bewältigt werden. Der einzige Rahmen indem sie sich Schwäche zugesteht sind verschiedene Krankheiten, die sie zeitweilig immer wieder zum Rückzug zwingen (bzw. ihn ermöglichen).  Steinbock -Mond im 6. Haus und  Sonne 12. Haus. Sie betont nachdrücklich wie bescheiden und genügsam sie ist.

Als ich ihr in einem ersten Gespräch genau dies erklärte war sie so erleichtert und ihre Augen fingen an zu leuchten. Sie hatte immer gespürt „das es da noch etwas anderes geben muss!“ Im Verlauf mehrerer Sitzungen fingen wir an, gemeinsam die verschiedenen Archetypen mit Hilfe kreativer Astrologie spielerisch zu erkunden und man kann zusehen wie sie aufblüht während sie ganz neue Seiten an sich entdeckt und ihre eigene Wahrheit findet.

Die Krisen während des Plutotransites über Sonne und Mond haben ihr alles weggenommen wofür sie ein halbes Leben geschuftet hat. Dennoch sieht sie selbst sehr Bewusst das sie zum ersten Mal in ihrem Leben die Freiheit hat sich zu fragen was sie selbst tun möchte.

Die Zeit ohne Verantwortung für ein Kind, eine Firma oder ein Haus ermöglichen ihr sich intensiv um sich selbst zu kümmern. Einer Mutter die Kinder wegzunehmen ist sicher eine sehr drastische und schmerzhafte Vorgehensweise der großen Göttin. Tatsächlich aber, hat sich das Verhältnis zu den Kindern deutlich verbessert. Mia hat erkannt wo sie selbst etwas verändern kann. Sie hat begonnen sich mit spirituellen Themen auseinander zu setzen und ihr Leben aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Inzwischen ist Mia gesünder und lebendiger als seit vielen Jahren!

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Leseempfehlung auf Hofastro Lillith und Jupiter mit interessanten Details zum geschichtlichen Hintergrund und der Emanzipationsbewegung

8 Gedanken zu “Absorbierende Faktoren im Horoskop

  1. Hallo,
    gerade bin ich „zufällig“ hier gelandet – danke für diesen umfangreichen Artikel, der mir sehr sehr gut gefallen hat.
    Hier komme ich gern öfter vorbei.
    Mit herzlichen Grüssen
    Irene Dietrich

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